Lichtveld 1300, Cives de Lichterveld 1319, Lichtervelde 1375

Bis 1945

 

(03.11.2001)

Ortschronik Lichterfelde                                                                                               

 

 

Von 1900-1945

mit den Schrecken zweier Weltkriege

 

 

Im Ergebnis des deutsch-französischen Krieges entstand das deutsche Kaiserreich. Die Schaffung des einheitlichen Staates war für Deutschland ein Fortschritt, der aus über 200 Teilstaaten  eine wirtschaftliche und politische Einheit schuf. Trotzdem stellt diese Reichseinigung durch die “Blut- und Eisenpolitik” unter  preußischem Diktat von Anfang an die Weichen zu den Ereignissen die das deutsche Volk beinahe zum Untergang geführt hätten.

Schon vor dem Jahrhundertwechsel nahm die industrielle Entwicklung einen schnellen Aufschwung. Im Finowtal konzentrierte sich die Schwerindustrie und der Maschinenbau. Unternehmen wie in der Eisenspalterei das Walzwerk, die Hufeisenfabrik, der Kupferhammer, das Messingwerk, die Papierfabrik in Wolfswinkel, die Chemische Fabrik ?? ,... .existierten schon viele Jahre. Die maschinelle Entwicklung steigerte die Produktivität. Der Bedarf an Industriearbeitern schuf Verdienstmöglichkeiten. Anfang des Jahres 1900 zählte Lichterfelde breits 1050 Einwohner, wovon ca. 20 % Industriearbeiter waren. Mit der dörflichen Abgeschiedenheit war es vorbei. 1902 wurden die Ardelt-Werke  in Eberswalde gegründet. Die kleine Eisengießerei von Gerlach u. Krell am Lichterfelder Weg neben der Eisenspalterei wurde von Franz Seiffert gekauft und 1900 durch eine Dreherei ergänzt. Zur Großgießerei entwickelte sich der Betrieb ab1901, um 1902 mit Apparateschmiede u.  Tempergießerei, 1903 mit Graugußgießerei u. 1906 mit einer Stahlgießerei.  In Heegermühle entstand 1908 das MEW (Märkische Elektrizitätswerke???) am alten Finowkanal. Damit konnten neben den Betrieben auch weitere Teile in u. um Eberswalde mit Elektrizität versorgt werden. Zeitlich gesichertes Einkommen  und gute Arbeitsbedingungen ließ Lichterfelde zu einem begehrten Wohnort werden.  Die Möglichkeit zur Aufnahme von Krediten, Hypotheken und der Bedarf an neuem Wohnraum veranlaßte  einige Industriearbeiter u. Handwerker sich als 2. Standbein für Lichterfelde bisher nicht übliche mehrstöckige Mietshäuser zu bauen.  In den Jahren 1904-1913 wurden so die Gebäude ab der Feldstraße  genannt  -Neue Welt- erbaut. Kurz davor u. auch danach entstanden auch an freien Stellen im Ort durch Neu- und Umbau weitere dieser vorwiegend mit Pappe gedeckten Bauten.  Das führte bis zum Jahr 1912 zu einem Einwohnerzuwachs auf 1.565 Bürger.  In diesem Jahr gab es 50 Geburten. Als am 1.8.1914 mit der Allgemeinen Mobilmachung  der 1. Weltkrieg auch Männer aus unserem Ort abzog, war diese Entwicklung jäh gestoppt. Zu den 9 Millionen Toten am Ende der Niederlage für Deutschland zählten 1918 auch 45  Lichterfelder. Der Krieg endet mit einer Revolution die als Meuterei in Kiel am 1. Nov. begann, am 9. Nov. Berlin erreichte u. am 11. Nov. Deutschland die Kapitulation brachte. Der Kaiser floh ins Exil. Ebert wurde Reichspräsident einer gewollten Demokratie. Schon im Nächsten Jahr kommt es zum Bürgerkrieg in dem Deutsche gegen Deutsche kämpfen, weil den Kommunisten die Demokratie nicht weit genug ging und eine Räterepublik nach dem Vorbild Rußlands (1917) entstehen soll - scheitert jedoch an der Uneinigkeit der Arbeiter. Der von 32 Siegermächten diktierte Frieden verpflichtet zu unakzeptablen Kriegsschuldzahlungen. 1920 sollte bei einem Putsch durch die Soldaten des Generals Kapp in Berlin die Demokratie beseitigt werden. Wieder versuchte Kommunisten eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzielen. Eine Gedenktafel am Stallgebäude des Schlosses erinnerte viele Jahre in Lichterfelde an diese Zeit.

“Als nach Beendigung des Weltkrieges der Gedanke auftauchte, wieder an den inneren Aufbau und an die Belebung der Wirtschaft zu denken stand auch der Wohnungsbau im Vordergrund, denn während des Krieges hatte die Bautätigkeit fast vollständig geruht. Nur die Industrie hatte ihre Werke durch die ungeheuren Gewinne ganz bedeutend vergrößert, die ihnen damals von Seiten des Staates zuflossen, während der andere Teil der Bevölkerung vollständig verarmte und auch noch seine schwer erworbenen Spargroschen opfern mußte. Durch die Geldentwertung (1922 hatten die Kriegschulden Deutschland in die Inflation getrieben) war es nicht leicht für einen Arbeiter oder kleinen Beamten, sich trotz Staatszuschüsse für den Bau eines Eigenheimes zu entschließen. In dieser Zeit haben wir uns am 17.6.1920 zunächst entschlossen einen Siedlungsverein zu gründen. So schrieb Wilhelm Dänicke als Mitbegründer und Geschäftsführer der dann mit 9 Mann am 8.3.21 daraus hervorgegangenen gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft im Finowtal e.GmbH rückschauend im Jahre 1924 in einem 4-seitigen Manuskript für eine Rede. Da in Lichterfelde große Wohnungsnot herrschte, wurde hierhin zunächst das Arbeitsfeld verlegt. Pachtland der Messingwerke konnte trotz vieler Einwendungen vom Lichtefelder Besitzer, dem Gutsherren Oldenburg Jannuschau nach dem Beitritt zum Verband der landwirtschaftlichen Genossenschaften der Provinz Brandenburg-Berlin mit Unterstützung durch die Regierungsräte Schmidt und Wolfram und später dem Regierungsbaumeister Fritsche käuflich erworben werden. Für die ersten 7 Doppelhäuser wurde neben der finanziellen Sicherung durch die Landbank ein Staatszuschuß bewilligt. Die Firma Hirsch -Kupfer Messingwerke stellten unentgeltlich alte Gebäude und Ruinen zur Verfügung. Jede freie Stunde am Sonntag und im Alltag gab es für die Männer neben dem 10 Stundentag in der Fabrik nur noch Arbeit, ebenso für die Frauen und Kinder . Ende 1921 konnten die ersten Heime  bezogen werden. Neben der Bauarbeit mußten noch die zum Grundstück gehörenden 2 Morgen Land bestellt werden. Elf Familien aus Lichterfelde, 5 aus Eberswalde, 5 aus Heegemühle, 1 aus Kupferhammer, 1 Flüchtlingsfamilie aus Tornow und 3 Familien aus abgetretenen Deutschen Gebieten hatten sich bis 1924 ein Eigenheim an der Südseite der jetzigen Steinfurter Allee geschaffen. Ab 1926 begann der Ausbau der Nordseite mit einem etwas größeren Häusertyp. In diesem Jahr wird nur ca. 50 m entfernt ein Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr eingweiht, die sich im Mai 1925 gründete.

Während 1923  der Versuch der Nazis sich an die Macht zu putschen fehlschlägt  ahnt niemand wohin diese Bestrebungen noch führen werden.  Deutschland tritt 1926 dem Völkerbund bei.  Im selben Jahr beschloß der Kreistag  zur Linderung der Erwerbslosigkeit Notstandsarbeiten u.a. die Errichtung eines Landjägerhauses in Lichterfelde. Im April des Jahres fuhr das 1. Postauto von Eberswalde zum Werbellinsee. Ein Jahr zuvor wurde die Chaussee Werbellin -Altenhof gebaut und damit Altenhof zu Land für den Ausflugsverkehr der Großstadt Berlin erschlossen.  Auf dem See entwickelte sich ein regelmäßiger Bootsverkehr, der auch die Gäste vom Bahnhof  Werbellinsee brachte. 

Der Verkehr durch Lichterfelde wuchs an. Mit zunehmender Motorisierung stieg der Bedarf an passierbaren Straßen. Die Eberswalder Straße  wird 1929 umgepflastert. Auch Lichterfelder Bürger besaßen schon ein Auto.

 

-Wohnungsfürsorge Haus in Eberswalder Str. 4, Haus d. jetzigen Bauernstube, auch das Gemeindehaus in der Steinfurter Str. entsteht

-1930 Badeanstalt Mäckersee

Seit dem Ende des Krieges hatte die Wirtschaft hohe Wachstumsraten. Sie war inzwischen in der Lage mehr zu produzieren als verbraucht wurde. So beginnt 1929 ihr  Abstieg in die Weltwirtschaftskrise mit vielen Unternehmenspleiten. Geldentwertung wirtschaftlicher Ruin von Bauern und Arbeitslosigkeit schufen mit die Grundlagen für das Anwachsen der faschistischen Ideologie. Viele Bürger Lichterfeldes werden sich daran erinnern, wie die aufkommenden Schlägertrupps der SA mit ihren Mitteln für Propaganda sorgten. Schon 1930 wird die NSDAP bei den Reichtagswahlen die 2.stärktse Partei in Deutschland.  1932 war die Arbeitslosigkeit auf 6 Millionen gestiegen. Es kam zur Staatskrise. Im Januar 1933 wurde Hitler zum Kanzler ernannt. Äußerlich ging es danach vorwärts. Autobahnen  (1934) wurden gebaut, die Industrieproduktion der großen Betriebe in der Umgebung stieg sprunghaft an.  Die Arbeitslosigkeit verschwand, die Bauernhöfe entwickelten sich, die Sorgen schienen beendigt zu sein. Nur wenige glaubten an die mahnenden Worte “Wer Hitler wählt, wählt den Krieg”. Dagegen wollte man  mit Phrasen wie “Volk ohne Raum “,”Deutschland über alles “ den neuen Krieg vorbereiten. Sozialdemokraten wie Kommunisten und Gewerkschafter waren zum Schweigen gebracht. Konzentrationslager und Zuchthäuser begannen ihre blutige Arbeit.

In dieser Zeit trat Lichterfelde  einen Teil seiner Gebiete für den Bau einer Siedlung an die Stadt Finow ab. Im April 1934 kam es auf diesem Gemarkungsteil zur Grundsteinlegung der Dietrich Eckhard Siedlung.